Als du nicht mehr der große Beschützer warst

Es war in der achten Klasse.
1999.
Kurz nach meiner Konfirmation.
Es hat sich in der Schule etwas ereignet, auf das ich zu gegebener Zeit näher eingehen werde.

Ich weiß noch wie du vor mir standest.
Groß.
Bedrohlich.
Und mit tiefer, fester Stimme sprachst.
„Überlege dir nochmal ganz genau, wie das wirklich passiert ist!“

Damit hast du, der ohne wenn und aber, der der immer vorbehaltlos zu mir halten hätte müssen, mir eines gesagt:
„Ich glaube dir nicht.“

„Ich glaube dir nicht!“

Du hast es nicht direkt gesagt, aber dennoch.
Allein dein Auftreten, dein Ton, deine ganzes Verhalten in diesem Moment mir gegenüber.
Es hat so viel zerstört.

Du bist seitdem nicht mehr mein Beschützer.
Der weiße Ritter mit seinem Pferd hat sich in Luft aufgelöst.

Ich würde jetzt nicht sagen, dass dieser Moment meine Kindheit beendet hat.
Meine Kindheit war schon viel länger beendet.

Dieser Moment hat mein Vertrauen in dich zerstört.

Jedes mal wenn ich nun in den vergangenen Jahren gedacht hatte, oder auch jetzt noch denke, wir nähern uns wieder an, kam kurz darauf wieder so ein Moment.
Ein Moment der mich vom Gegenteil überzeugte.

Es wird nie wieder so sein.

Ich lerne nun erst langsam damit umzugehen.
Ich lerne, dass ich vergangenes verarbeiten muss.
Ich lerne, dass ich gegenwärtiges und zukünftiges nicht mehr so an mich heranlassen darf.

Ich fange an zu verarbeiten.

Verstehen? 
Verstehen werde ich so manches nicht.

Mein Beschützer ist fort.

Ich beschütze mich nun selbst!


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